Rückkehr nach Le Vernet

Mein Dorf nach dem Germanwings-Absturz

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Nach seiner Geburt in Martigues hat Nicolas Balique einen Teil seiner Kindheit in Le Vernet verbracht, einem Dorf in den Alpes-de-Hautes-Provence, in dessen Nähe das Flugzeug der Germanwings abgestürzt ist.
Am 24. März 2015 ist er der erste Journalist an der Absturzstelle, wo er jeden Winkel kennt und oft Wanderungen unternommen hat. Er erzählt von dem Schock, der das kleine Alpendorf erschüttert hat: Von der Invasion der Medien aus der ganzen Welt (700 Journalisten, die in einem etwa 100 Einwohner zählenden Dorf auftauchen), von dem Empfang der Familien der Opfer, der Reaktion des Dorfes gegenüber diesem Medienansturm, von der Absperrung des Gebiets durch die Gendarmerie. Als er einige Wochen später wieder in Le Vernet ist, sieht er die Spuren, die dieses Drama bei den Einwohnern hinterlassen hat, von denen viele seine Freunde sind. Dieser Bericht über den Tag des Schreckens und seine Folgen ist zugleich eine journalistische Reportage, ein Nachdenken über das gewaltsame Eindringen der Medien in eine kleine Gemeinde der Haute Provence und ein Gedenken an die Opfer des Dramas.
Nicolas Balique, früherer stellvertretender Chefredakteur bei Radio France Internationale, war mehrere Jahre als Auslandssonderkorrespondent in Afrika tätig, insbesondere in Dakar für die Tageszeitung Libération. Der diplomierte Literatur- und Politikwissenschaftler arbeitete u.a. als Dozent an der Journalistenschule von Yaoundé. Als Spezialist für Militärgeschichte beschäftigt er sich inbesondere mit den beiden Weltkriegen, über die er mehrere Werke veröffentlicht hat, darunter eines zur deutschen Besatzung in der Provence (1942-44). Nach 25jähriger Tätigkeit als Journalist arbeitet er zurzeit als Referent für die Stadt Martigues.

Annette Bleß ist die Mutter der fast 16 jährigen Elena Bleß, die zusammen mit 15 weiteren Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrerinnen auf dem Rückflug vom Spanienaustausch durch die unfassbare Tat eines Copiloten aus dem Leben gerissen wurden. Die Lehrerin für Französisch und Latein an einem Gymnasium in Marl kam zufällig in den Besitz des Buches von Nicolas Balique. Schon nach den ersten Seiten war ihr klar, dass dieses zugleich packende wie bewegende Buch unbedingt auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht werden sollte. Zusätzlich zur Übersetzung schrieb sie auf Bitten des Autors ein Vorwort, in dem sie aus ihrer Sicht über den Tag des Absturzes und die Zeit danach spricht. Zusammen mit ihrem Mann gründete sie einen Monat nach dem Flugzeugabsturz die Elena Bleß-Stiftung, die es sich zum Ziel gemacht hat, Schüleraustausch und Schülerpraktika zu fördern. www.elena-bless-stiftung.de