Rückspiegelungen

Vom Verspielen der Liebe

von

Susanne und Stefan, Mitglieder der studentischen Organisation NEXUS, finden Gefallen aneinander. Freunde bringen sie schließlich zusammen. Susanne will sich aber keinem Mann unterordnen. Stefan erfindet für sie einen geheimen Kreis innerhalb des NEXUS. Wer diesem Kreis angehören möchte, muss sich einem Training seiner sinnlichen „Kompetenzen“ unterziehen. Im Zuge ihrer „Ausbildung“ steigert sich Susannes Wahrnehmen und Empfinden. Stefan inszeniert schließlich eine theoretische und praktische Aufnahmeprüfung in den inneren NEXUS als nächtliches Happening. Danach ist er erschöpft. Auch muss er sich dringend um sein Studium kümmern. Susanne fühlt sich daraufhin vernachlässigt und bricht die Beziehung ab.

„Er saß ihr gegenüber, die Hände vor der Brust verschränkt, hielt seine Arme schützend vor die Liebe. Die Liebe, die er im Arm hielt war ein kleines verletzliches Tier, ähnlich einem mageren Lamm, aber nur halb so groß, ohne Fell, schutz- und wehrlos. Susanne bedrohte das unschuldige Wesen mit einem Messer. Stefan versuchte, es zu schützen, wehrte das Messer zunächst ab. Vergeblich! Er konnte nicht verhindern, dass Susanne dem armen Ding die Klinge in den Leib stieß. Blut spritzte. Stefan versuchte vergeblich, die Blutung zu stillen. Das gequälte Tier zitterte, seine Augen brachen. Es schloss sie für immer und Stefan kehrte in die Gegenwart zurück. Er schaute Susanne verständnislos an. Warum hatte sie die Liebe getötet?“

Es gelingt Susanne und Stefan nicht, sich wieder zu versöhnen. Einen Rest Misstrauen können sie nicht ablegen. Schließlich akzeptieren beide, dass ihre Liebe in der Gegenwart misslungen und verspielt ist. Im Scherz setzen sie einen Vertrag auf, in dem sie vereinbaren, in vierzig Jahren noch einmal zusammen zukommen, was auch immer ihre Lebensumstände dann sein werden.