Saul Ascher. Berliner Aufklärer

Eine philosophiegeschichtliche Darstellung

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Der jüdische Aufklärer Saul Ascher (1767–1822) aus Berlin war Kantianer, deutscher Jakobiner, der erste politische Publizist der jüdischen Moderne und einer der meistgehassten Juden seiner Zeit. Er forderte schon 1792 in Abgrenzung von Maimonides, Spinoza und Mendelssohn eine aufgeklärte, religiös-politische Reform des Judentums und die bedingungslose Gleichberechtigung der Juden in Staat und Gesellschaft. Unter dem Eindruck der französischen Revolution polemisierte er 1794 gegen die Judenfeindschaft Fichtes, der Juden kategorisch von der gleichberechtigten Staatsbürgerschaft in einer zukünftigen Republik ausschließen wollte, und gegen Kant, der Judentum nicht als dem Christentum gleichwertige moralische Religion anerkannte. Nach ästhetischen und belletristischen Schriften publizierte Ascher 1802 trotz Zensur eine Naturgeschichte der politischen Revolutionen, welche mit Argumenten der politischen Ökonomie erstmalig die Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen als historische Ursache von Revolutionen reflektiert. Später hat Ascher als aufgeklärter Universalist und Anhänger der republikanischen Staatsform sich gegen Fichte, Jahn, Arndt, Rühs und andere Protagonisten des deutschen Frühnationalismus gewandt und die antijüdische, völkische Definition des Deutschen über christlichen Glauben und germanische Abstammung als »Germanomanie« (1815) pathologisiert. Sein gleichnamiges Buch wurde 1817 auf dem Wartburgfest symbolisch verbrannt.