Schicksalsküche

von

Ferdinand Horvath war jehrzehntelang Geiger des renommierten Philharmonischen Orchesters Erfurt. Er schrieb seinem längst erwachsenen Sohn einen „Brief“. Dass dieser 300 Seiten lang wurde, liegt an Horvaths ungewöhnlichem europäischen Schicksal, an seiner unbändigen Neugier, seinem phänomenalen Gedächtnis und seiner fabelhaften Erzähl-Begabung. – 1926 wurde Horvath in der Batschka geboren, jenem ehemals habsburgischen, serbisch-ungarischen Land zwischen Donau und Theiß. Im 18. Jahrhundert ließ der Kaiser hier u. a. Schwaben ansiedeln, um das durch Osmanenkriege entvölkerte fruchtbare Gebiet wieder zu beleben. Auch Horvaths Vorfahren zogen balkanwärts und wurden „Donauschwaben“. Horvaths Schulsprache bis zum Abitur in Vukovar war Serbokroatisch. In der Lehrerbildungsanstalt in Osijek begann er richtig Deutsch zu lernen. 1944 mussten die Donauschwaben „heim ins Reich“, wo das deutsche „Volk ohne Raum“ das Kriegsende herbeisehnte. – Horvath erzählt von seiner Kindheit in familiärer Geborgenheit; er reflektiert volkstümlich-philosophisch Beobachtungen der Natur – von Neuronen und Hormonen über das Verhalten von Menschen, Haustieren, Insekten und Pflanzen bis hin zu Licht und Kosmos. Seinem Sohn erklärt er detailreich und fesselnd erlebte Geschichte, was die Donauschwaben aus Scheune, Keller und Räucherkammer zu ihren einfach-köstlichen Balkangerichten mit durchaus mediterranem Gusto bereiteten – und auch einiges aus der „Kloßküche“ Thüringens, Horvats späterer Heimat – mit 100 Rezepten! – Kongenial und humorig illustriert von Jürgen Beier.