Schlossanlagen in Österreich

Moderne Nutzungsaspekte

von

Voraussetzung für die Erhaltung eines Gebäudes ist dessen Nutzung. Die, im gegenständlichen Werk, untersuchte Gebäudetypologie „Schloss“ hat bereits im Jahre 1918 mit dem Zerfall der Monarchie und durch die weitere Entwicklung der Gesellschaft ihre ursprüngliche Nutzung verloren. Viele der Anlagen haben heute bereits einige neue Nutzungen und Adaptierungen hinter sich, sodass man nicht mehr von einem einheitlich historischen Bestand sprechen kann. Je nach Eigentumsverhältnissen und Nutzerwünschen sind die Anlagen an die neuen Gegebenheiten adaptiert worden. Nur manche sind gut erhalten, einige haben ihren historischen Wert eingebüßt. Als erstes Ziel hat sich die Dissertation des Autors, die nun als Buch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, die Aufnahme der Kenndaten in einen Katalog von 20 Schlossanlagen aus einer der geschichtlich und auch architektonisch bedeutendsten Regionen Österreichs gesetzt. Dem von Georg Matthäus Viescher zitierten und 1672 erstmals kartographierten „Viertel unter dem Manhartsbergl“. Dieses Forschungsgebiet befindet sich im Spannungsfeld zwischen der Bundeshauptstadt Wien und der Slowakischen Grenze. Es beinhaltet das gesamte Marchfeld und den südöstlichen Teil des Weinviertels. Die 20 gewählten Schlösser stellen für Niederösterreich wertvolle Beispiele der österreichischen historischen Baukunst dar. Es wird der derzeitige Bestand dokumentiert und fotografisch, sowie planlich festgehalten. In weiterer Folge werden Vorbildobjekte für künftige Projektierungen herausgefiltert. Zu diesem Zweck werden Kriterien der Beurteilung definiert, die 5 Aspekte der modernen Nutzung. Die Infrastruktur, die Anbindung der Anlage an die Umgebung, sowie der örtliche Rahmen. Die Architektur, sei es die Vergangene, die es zu erkennen und erhalten gilt, oder die Neue, die versucht ein Schloss den neuen Intentionen der Bauherrn und Investoren anzupassen. Die technischen Aspekte, die die Sicherheitsgesellschaft in sämtlichen Regelwerken aufwirft und als Rahmen für jede Gebäudenutzung unumstößlich vorgibt. Die wirtschaftlichen Aspekte, die bei jeder Projektierung den Rahmen vorgeben und vor allem im Altbau und bei Restaurierungen zu einem der unkalkulierbarsten Themen gehören. Und nicht zuletzt die immateriellen Aspekte, die einerseits der Wirtschaftlichkeit oftmals entgegenstehen, andererseits bei gewissenhafter Erhaltung dieser, neue Horizonte in der nachhaltigen Nutzung von Schlossanlagen öffnen, die man mit keiner anderen Gebäudetypologie vergleichen kann.

Die zweite Säule dieser Arbeit ist die Auswertung und Untersuchung zum Ausbau einer Schlösserstraße in Niederösterreich. Auf Grundlage der Forderung durch das Marchfeldschlossgesetz aus dem Jahre 2002, wird hier anhand der Analyseergebnisse die Umsetzung einer Schlösserstraße, einerseits in Niederösterreich, und andererseits, aufgrund der Dreiländersituation des Untersuchungsgebietes, erweiternd ins nahe Ausland Tschechien und die Slowakei, untersucht. Es werden ausländische Schlösser aufgrund ihrer geografisch geringen Entfernung und aufgrund der geschichtlichen Verbindung zu den Österreichischen Anlagen zur Erweiterung der Region ins Ausland vorgeschlagen und dargestellt. Zusätzlich werden ausländische Konzepte, wie das der Loireschlösser aus Frankreich, oder das der Paradores aus Spanien, oder auch das Trustsystem aus England als Beispiele dargeboten.

Als dritter Pfeiler dieser wissenschaftlichen Arbeit, wird ein Blick auf die thermischen Kennwerte der typischen Schlossbestandteile geworfen.

Als wissenschaftliches Ergebnis, neben den Erkenntnissen über den derzeitigen Bestand der Schlossanlagen, sowie den modernen Nutzungsaspekten, gibt diese Dissertation einen Leitfaden für künftige Projektierungen und versteht sich auch als Erfahrungssammlung aus bereits getätigten Projekten, sowie als Bindeglied für einen Erfahrungsaustausch unter Projektbeteiligten. Es wird abschließend auch ein Ausblick auf die weitere Entwicklung dieser Niederösterreichischen Region gegeben.