Schnee von Gestern

von

Einmal war ein Fest im Deutschen Haus. Es war ein Keglerball. Horst hatte in der vergangenen Saison gut abgeschnitten. Die „Sonntagskegler“ wurden geehrt und ich war sehr stolz, denn Horst hatte das beste Ergebnis „geschoben.“ Die Sonntagskegler hatten einheitliche Hemden an aus Neyltest und das war damals der Hit, denn diese Hemden brauchten lt. Etikett nicht gebügelt werden. Prost auf Deinen guten Platz, lieber Horst. Prost auf die alten Zeiten. Ein Prost auf die Meisterschaft. Prost auf die neue Saison. Prost auf die Frauen usw. – Im Anschluss an die Sportlerehrung war Tanz und Horst wirbelte mich ordentlich auf der Tanzfläche herum. Er freute sich über das gute Abschneiden der Sonntagskegler und ich freute mich, dass ich so einen erfolgreichen Sportler geheiratet hatte. Der Abend nahm seinen Verlauf. Ich tanzte mit allen Kegelbrüdern und sah Horst im Vorbeitanzen an der Theke stehen oder auch tanzen. Der Abend verging und dann hatte ich irgendwann Horst schon lange nicht gesehen. Es wird jetzt Zeit, dass wir heimgehen, dachte ich. Es hatte draußen frisch geschneit. Wo war mein Horst? Niemand hatte ihn gesehen. War er schon nach Hause gegangen? Nein, das macht er nicht. Ja, aber er ist nicht mehr da. Er muss doch ohne mich gegangen sein. Ich lief nach Hause in meinen Stöckelschuhen im Schnee, aber, oh Schreck, er war nicht zu Hause. Seine Eltern kamen ganz verschlafen ans Fenster. Wie spät ist es denn? Wo ist der Horstl?