Schonzeit

von

„Schonzeit“, der nun wieder erhältliche erste Roman von O. P. Zier, beleuchtet einen Teil der österreichischen Geschichte, den manch einer gerne im Dunkeln wüsste: Basierend auf den authentischen Erinnerungen einer Zeitzeugin dokumentiert der Autor die finstre Realität, in welcher sich die bäuerlichen Menschen im Pongau der Zwischenkriegszeit und des NS-Regimes befanden. Die Liebesgeschichte zwischen Eva und Rupert kontrastiert mit dem politischen Fanatismus, der Besitz von ihrem Umfeld ergreift, dem amoralischen Streben nach Macht. Das gebeutelte Leben der beiden, der Kampf gegen den Untergang des Menschlichen, wird so zu einem Dokument der sozialen Verhältnisse im Österreich dieser Zeit. Den furchtsamen Bemühungen des Widerstandes steht verrohte Brutalität gegenüber. O. P. Zier gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die Erinnerung an diese historischen Ereignisse wieder in die Gegenwart zu holen. Seinen Figuren verleiht der Autor eine beeindruckende emotionale Tiefe und schreibt so glaubwürdig Geschichte aus der Sicht der sogenannten kleinen Leute.

„Schonzeit“ ist das aufregendste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Die Jahre zwischen den Kriegen, das Aufkommen und die Gewalt des Nationalsozialismus bleiben beunruhigend gegenwärtig, gerade weil der Roman die Vielfalt individueller und kollektiver Handlungen bewahrt.
(Erich Hackl, Die Weltwoche)