Was bleibt zehn Jahre nach dem Tod des französischen Soziologen von den Warnungen des Forschers und sich einmischenden Beobachters? In der Wissenschaft ist er längst zum Klassiker geworden, doch auch im politischen Feld erweisen sich seine Analysen immer wieder als vorausweisend. Der von ihm kritisierte Neoliberalismus hat in der großen Wirtschafts- und Finanzkrise endgültig seine Legitimation verloren, der Abbau des Wohlfahrtsstaates wird immer lauter hinterfragt, das wankende europäische Projekt lässt die von Bourdieu angeregten europäischen Generalstände lebhafter vermissen denn je, die Protestbewegungen in Nordafrika und Asien werden weltweit zitiert. Die von Bourdieu anvisierten ‚kollektiven Intellektuellen‘ sind im Zeitalter des digital vernetzten Protests zumindest in Konturen sichtbar, wenn auch längst noch nicht überall wirkungsmächtig. Und immer noch sind große Teile der Intellektuellen selbst Teil der herrschenden Ideologie.
Dieser Band präsentiert Bourdieu in eingehenden Gesprächen. Dabei gibt er Auskunft über seine wissenschaftliche Arbeitsweise – insbesondere ‚Das Elend der Welt‘ und ‚Meditationen‘ – und über sein politisches und soziales Engagement. Entgegen dem geläufigen Bild Bourdieus als gesellschaftlicher Pessimist und Erforscher der sozialen Miseren finden sich hier zahlreiche Anregungen für einen wissenschaftlich begründeten, sich selbst bewussten Widerstandsgeist.
- Veröffentlicht am Donnerstag 14. November 2024 von VSA
- ISBN: 9783899654790
- 152 Seiten
- Genre: Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft