Primär waren es moralische Antriebe, die den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg bewirkten, ebenso in den Zweiten Weltkrieg. Die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus und Faschismus war – im Selbstverständnis der Amerikaner – ein gewaltiges moralisches Programm. Dieses wurde fortgesetzt in der Eindämmung der kommunistischen Bedrohung durch Maos China auf der Koreanischen Halbinsel und später in Vietnam, bestimmte J.F. Kennedys Haltung in der Kuba-und Berlin-Krise, um schließlich in US-Präsident Jimmy Carters universeller „Kampagne für Menschenrechte“ einen Höhepunkt zu finden, bevor Präsident Ronald Reagan – in der Auseinandersetzung mit Michael Gorbatschows Sowjetunion – noch einmal die Fackel der Freiheit gegen rote Despotie und Tyrannei hochhalten sollte, bis hin zur Vollendung der deutschen Einheit und dem Zusammenbruch des Kommunismus in Europa unter Präsident George Bush.
Das strenge Festhalten an ethischen Normen begründete die Überlegenheit der freien, westlichen Gesellschaft gegenüber der kommunistischen Welt und prägte das Erscheinungsbild Amerikas durch ein Jahrhundert! Die Vereinigten Staaten hatten ein Gesicht, waren kalkulierbar! – Jetzt, unter US-Präsident Donald Trump, scheinen geistig-moralische „Werte“ endgültig „obsolet“ zu sein!? Kann man die tradierten Wertvorstellungen des Westens einfach ad acta legen – zu Gunsten der Implementierung eines neuen Machiavellismus, einer „neuen Philosophie des Willens zur Macht“ über die „radikale Umwertung aller Werte“ im rücksichtslosen Tun, im Schaffen vollendeter Tatsachen?
„Quo vadis, America“, fragt der Autor, diagnostiziert Phänomene und sucht nach Antworten. Carl Gibson, ethisch ausgerichteter Philosoph und Historiker, stellt seine Sicht der Dinge dar – mit der Subjektivität des essayistisch agierenden Schriftstellers ebenso, wie mit dem objektivierenden Blick des Wissenschaftlers, der – seit nunmehr vierzig Jahren – die US-Politik nach innen und außen teils wohlwollend, teils kritisch beobachtet, beginnend mit der Zeit als aktiver Bürgerrechtler in antikommunistischer Opposition aus Ceausescus Gefängnis heraus und zu den Vereinigten Staaten als „Land der Freiheit“ aufschauend, bis hin in die Tage der Verabschiedung der Supermacht USA von Moral und Völkerrecht im Zweiten Irak-Krieg der George W. Bush-Administration in einem völkerrechtswidrigen Krieg, ausgetragen – auch noch – im Namen der Freiheit und der Demokratie. Präsident Trumps „Herausforderung der Welt“ über Konfrontation, Kraft und Stärke markiert ein endgültiges Lösen von ethischen Normen. Welche Risiken dieser neue Weg der Machtausübung für die USA selbst, für Einzelstaaten und für die Weltgemeinschaft in sich birgt und was – nun – aus unserer Welt wird, danach fragt dieses Buch.
- Veröffentlicht am Freitag 4. August 2017 von Gibson, Carl
- ISBN: 9783947337002
- 255 Seiten
- Genre: Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft