Schriftenreihe des Minerva Instituts für Deutsche Geschichte Universität Tel Aviv

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Seit den Anfängen der systematischen Erforschung des Nationalsozialismus geht es thematisch immer wieder um die Frage, wie es der NSDAP gelang, die Macht in Deutschland an sich zu reißen. Oded Heilbronner hinterfragt die traditionell akzeptierten Thesen, die versuchen, die Rolle, die die Aktivitäten und die Propaganda, die Ideologie, das antisemitische Element sowie die Persönlichkeit Hitlers bei der Machtübernahme und in den Jahren vorher spielte, zu erklären. Die vorliegende Analyse stützt sich auf neue Ansätze im Bereich der Sozialgeschichte und konzentriert sich dabei im wesentlichen auf den Schwarzwald. Heilbronner untersuchte reichhaltiges Archivmaterial, das in seiner Vielfalt erheblich zum Verständnis der politischen und gesellschaftlichen Prozesse während der Jahre 1929-1933 in der Region beitrug.
Der Verfasser gelangt zu der Ansicht, dass die traditionellen Erklärungen für den Erfolg der Nationalsozialisten auf die parteipolitischen Tätigkeiten im Schwarzwald nicht zutreffen. Die Arbeit der NSDAP im Schwarzwald vor 1933 war defizitär und nur wenig professionell. Vielmehr führte der Zerfall des sozialen Lebens in der Region zu Bedingungen, die ein Vordringen der NSDAP in die zerrüttete Infrastruktur erleichterten.
Diese Studie fällt ein historiographisches Vakuum über die NSDAP vor 1933. Der Leser wird eine innovative Antwort auf die noch immer störende Frage finden, warum die NSDAP in Deutschland letztlich so erfolgreich war.