Schritt für Schritt auf einem langen Weg

Spaziergänge am Rhein

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Es beginnt mit einem Versprechen. Da erkennt einer, nachdem er es lange verdrängt hat, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten steht, und er fasst den Entschluss, sich in medizinische Behandlung zu begeben. An einem Sonntagmorgen im Herbst an der Schleuse in Gambsheim fasst er diesen Entschluss und gibt sich selber das Versprechen, in Zukunft Bewegung in sein Leben zu bringen und regelmäßig am Rhein spazieren zu gehen, wenn es ihm wieder besser gehen würde. Er weiß damals noch nicht, wie ernst es um ihn steht, weiß nichts von schwierigen Operationen und längeren Krankenhausaufenthalten, die ihm bevorstehen. Dann aber – dank der Kunst der Ärzte – kommt die Zeit, das Versprechen einzulösen.

Bei seinen Spaziergängen am Rhein ist Otmar Schnurr alleine und frei in seinen Gedanken. Er erinnert sich an die Tage der Krankheit, er begibt sich unter dem weiten Horizont auf Erinnerungs- und Entdeckungsreisen und spannt den Bogen von den Rheinschiffen bis zu Wagner, von den Sternstunden des Alltags bis zu Gott, von den Kieselsteinen am Ufer bis zum Genuss eines kleinen Glases Riesling in der Gartenwirtschaft an der Schleuse.

Schritt für Schritt geht Otmar Schnurr seinen Weg, der ihn immer näher zu sich selber führt.

Ich sagte,
man müsse Brücken bauen
von Kontinent zu Kontinent,
von Land zu Land,
von Stadt zu Stadt,
von Mensch zu Mensch.

Da sagte sie,
dass es für die Menschheit
schon ein großer Schritt wäre,
wenn man die Brücken,
die schon bestehen,
endlich nutzen würde.