Schwarzer Engel, schau auf mich!

Impressionen aus Afrika

von

Geboren 1960 in Prebold in Slowenien, studierte Sonja Porle nach der Matura in Ljubljana Erziehungswissenschaften. 1983 besuchte sie erstmals Afrika (Uganda und Sudan); 1989 schrieb sie ihre Examensarbeit über die Ashanti-Kinder in Ghana. Sie verbrachte Jahre in Afrika; zwischen 1988 und 1990 lebte sie in Ghana. Nachdem sie bereits in der Schulzeit Gedichte geschrieben hatte, nahm sie 1990 die schriftstelleri-sche Tätigkeit auf. 1996 wurde sie ersucht, für eine Reihe von Reiseromanen ein Buch über Afrika zu schreiben. Ihr Debut-Roman „Črni angel varuh moj“ wurde ein großer Erfolg; in einem Jahr erlebte er drei Neuauflagen und wurde 1999 ins Kroati-sche übersetzt. 1998 veröffentlichte sie das Buch „Barva sladke čokolade“ („Die Far-be der süßen Schokolade“) – eine Sammlung von Aufsätzen über afrikanische Fra-gen.
Das Buch Črni angel, varuh moj ist ein Bestseller auf dem slowenischen Buch-markt, einerseits wegen des Interesses an Afrika, andererseits wegen des Stils und des Zugangs der Autorin. Porle hat eine Reiseerzählung geschrieben, die auf ihren Erfahrungen ihrer Afrika-Aufenthalte beruht. Dabei geht es um Erlebnisse einer al-leinreisenden weißen Frau, die sich nach einer vorhergehenden Reise mit ihrem Freund nunmehr allein zu den vormals besuchten Orten begibt, die Freundschaften wieder aufleben lässt, dabei jedoch auch erkennen muss, dass sie nunmehr – als Alleinreisende – anderes erleben kann. Insofern ist dies auch ein Frauenroman bzw. ein Text über eine Frau, die sich und ihrem Erleben der Welt in Form von ungeschön-ten Tagebuchaufzeichnungen eine literarische Plattform verleiht. Und dies ist der be-sondere Stil: Es handelt sich nämlich wirklich um Notizen, die auf der Reise entstan-den sind, Gedanken, die am Abend, nach einer Reiseetappe, niedergeschrieben wurden, und dann in dieser Form in dieses Buch eingeflossen sind, also vollkommen ohne „literarische Bearbeitung“. Der offene Zugang zu den Menschen Afrikas kommt demnach auch in diesem assoziativen, freien Schreiben zum Ausdruck, wobei diese Offenheit auch von einer Art Naivität begleitet wird, z. B. als Porle sich allein zum Haus eines verstorbenen Oppositionsführers aufmacht, was dann Schwierigkeiten für ihre Gastfamilie nach sich zieht. Interessant sind dann auch jene Passagen, in denen sie über den Begriff Heimat nachdenkt – und dabei Erfahrungen aus ihrer Kindheit in Slowenien, aus ihrem Leben in Europa mit Erfahrungen des Lebens in Afrika ver-gleicht. Dabei können sich auch dem Leser neue Ansichten hinsichtlich des eigenen Erlebens eröffnen.