Schwellenchronik der Jahrtausendwende

Mit Randglossen zur Angelologie

von

Für den ›steirischen herbst‹ 2001 schrieb Gerhard Rühm ein Auftragswerk, ein ‚konzertantes Sprechstück‘ für Elektropiano, eine Männer- und mehrere Frauenstimmen. Komposition und vollständiger Text dieser Arbeit sind in diesem Band versammelt.
Dem zumindest kalendarisch bemerkenswerten Ereignis der Jahrtausendwende tritt Rühm entgegen, indem er zwölf Presseberichte aus dem Zeitraum der zwei Wochen vor und nach dem Silvester 1999 einer musikalischen Bearbeitung unterzieht. Zur musikalischen Bearbeitung journalistischer Realität merkt Rühm an: ‚die gesangseinlagen sind also nicht bloss klangdekor, sondern haben innerhalb des ganzen auch aussagefunktion. die flucht vor krasser realität führt häufig in illusionäre wunsch- und scheinwelten, die, wie die verführungsmacht von konfessionen und ideologien zeigt, bis zu selbstopferungen und fanatischen massenschlächtereien für wahr genommen werden. das resultat ist wieder grausame realität.‘ Die hier angesprochene religiöse Komponente tritt bei Rühm in Zitaten engelskundlicher Werke an die Seite dieser Realität.