Sechs Eichen bei Rötha

von

Eine ehemalige Büroangestellte im ZK der SED will nach
langen Jahren loswerden, was sie von den Ereignissen im
Dezember 1989 weiß. Sie schreibt an Guido Knopp, an Hermann
Kant, kriegt am Ende aber doch kalte Füße. Diese
treue Verehrerin der untergegangenen DDR, die über historisch
Brisantes im selben Ton erzählt wie von der häuslichen
Freude über zehn Kilo herrenlosen Fleischsalat, bietet ihre
Sicht an auf den Sicherheitspakt zwischen Hans Modrow
und Bärbel Bohley – für sie die wesentliche Sensation des
Herbstes 1989, ihr persönlich erlebter Politthriller.
Auch in den anderen Satiren dieses Bandes lauscht Erich
Loest auf Volkes Schnauze. Fast hat man den Eindruck der
kleine Mann, die kleine Frau erzählten selbst vom hilflosen
Tanz mit den Mächtigen und von schlauen, trickreichen
Versuchen, in den Verhältnissen zu bestehen. Bitterkomisch
ist vieles, politisch fast alles, wenn man es mit den Augen
von Erich Loest betrachtet.
Erich Loest, geboren 1926 in Mittweida, ist ein bedeutender
Chronist der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Zu
seinen Büchern gehören die Romane Zwiebelmuster, Froschkonzert,
Löwenstadt, der von Frank Beyer verfilmte Bestseller
Nikolaikirche sowie Kriminalromane und Erzählbände. 1957
wurde Erich Loest aus politischen Gründen zu einer siebenjährigen
Zuchthausstrafe verurteilt. Anfang der 1980er Jahre
verließ Loest die DDR; seit 1990 lebt er wieder in Leipzig.