Sechs verlorene Jugendjahre

1940-1946

von

Hier ist mein Bericht über sechs verlorene Jugendjahre. Im Vertrauen auf unseren Führer, dem wir den Treueid geschworen hatten, waren wir angetreten, unser Vaterland voller Enthusiasmus zu verteidigen. Wir sind nur verarscht worden. Wenn ich heute als alter Knochen anhand meiner Tagebücher auf das Erleben im II. Weltkrieg zurückblicke, dann kommen das Grauen, der verzweifelte Glaube an eine glückliche Wende und die erlittenen Demütigungen wieder hoch. Alle diese Eindrücke konnten erfolgreich jahrelang verdrängt werden. Aber es gibt kein Vergessen. Meine Achtung gilt allen Kameraden, die diesen Kampf nicht überlebten. Zugleich erkenne ich bei Niederschrift der Erlebnisse, dass der Schöpfer stets seine schützende Hand über mich gehalten hat. Ich bin glücklich, das Inferno ohne Schaden überstanden zu haben. Die Dankbarkeit für das Behütetsein habe ich zur Maxime meines Lebens in der Nachkriegszeit erhoben. Möge mein Bericht dazu beitragen, dass sich die erlebte Verblendung nicht wiederholen und Friede einkehren möge auf dieser geschundenen Erde.
Dr. Hans-Joachim Mann