Die Erzähler der traditionellen humorvollen Vortragskunst des Rakugo verehren einen Volksprediger der buddhistischen Jōdo-Sekte als ihren „Gründungsvater“. Sein Priestername ist Anrakuan Sakuden (1554–1642). Zahlreiche Anekdoten aus seinem Hauptwerk, dem Seisuishō, können heute noch auf den Erzählerbühnen gehört werden. Sakuden erlebte äußerst turbulente Perioden der japanischen Geschichte: Die Bürgerkriege in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und die Einigung des Reiches zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Sakuden hatte die Angewohnheit, kuriose Begebenheiten und belustigende Episoden, von denen er auf seinen Predigtreisen hörte, auf Papierfetzen aufzuschreiben. Nach Beendigung seiner Predigerlaufbahn gab er diese in acht Schriftrollen heraus. Andere Prediger und Erzähler schrieben sie in den folgenden Jahrzehnten wiederholt ab. Auf diese Weise sind über 1000 Anekdoten unter dem Titel Seisuishō bekannt geworden, aber es ist schwer zu bestimmen, welche wirklich auf Sakuden zurückgehen. Noch zu Lebzeiten Sakudens erschien auch eine Holzblock-Druckausgabe des Seisuishō, die zwar nur 311 Anekdoten enthält, aber mit großer Wahrscheinlichkeit von Sakuden selbst redigiert ist. Die vorliegende Übersetzung des Seisuishō beschränkt sich auf diesen Holzblockdruck und möchte ein möglichst getreues Bild von Sakudens Gedankenwelt und dem Volksempfinden seiner Zeit vermitteln. Schwer deutbare Wortspiele und nicht leicht erkennbare Hinweise auf historische Ereignisse und namhafte Persönlichkeiten sind in den Anmerkungen kurz erläutert.
Seisuisho. Lachen, das den Schlaf vertreibt
Anekdotensammlung von Anrakuan Sakuden, dem Begründer der Erzählkunst des Rakugo. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Yumiko Takahashi, Akira Hara und Heinz Morioka
von Anrakuan Sakuden