Shizu Futamata (1914-2012) wurde in einer Zeit geboren, als Japan sich an einem historischen Wendepunkt befand – das Land öffnete sich dem Westen, hielt aber weiter stolz an seinen Traditionen fest. Auf den historischen Fotos, die im Buch gezeigt werden, ist Shizu meist im traditionellen Kimono abgebildet, wie er in jener Zeit üblicherweise getragen wurde, aber auch in westlicher Kleidung. Während sie in Hakata (Fukuoka-Präfektur) aufwuchs, wurden die beiden kulturellen Strömungen – japanische Tradition und westlicher Aufbruch – zu tief verwurzelten Bestandteilen ihrer Persönlichkeit.
Shizu entstammte zwei sehr unterschiedlichen sozialen Hintergründen und vereinte in sich die gegensätzlichen Eigenschaften beider Wurzeln. Ihr Vater Kiyomatsu Inoue war ein erfolgreicher Kaufmann, der vor der Jahrhundertwende in Deutschland studiert hatte, während ihre Mutter der stolzen, hochgebildeten Klasse der Samurai angehörte, die nach der Meiji-Revolution 1868 alle Macht verloren hatte.
Als Shizu früh Waise wurde und weitgehend auf sich allein gestellt war, verband sie die Talente ihrer beiden Eltern und entwickelte sich zu einer kreativen und widerstandsfähigen Persönlichkeit. Mit dem Stolz und der Disziplin der Samurai beherrschte Shizu in ihrer Jugend viele traditionelle Künste und ging auch auf ihrem weiteren Weg keiner ihr gestellten Herausforderung aus dem Weg, weder in Japan noch im Ausland. So wie ihr Vater kein gewöhnlicher Japaner des 19. Jahrhunderts war, war Shizu keine gewöhnliche Frau des 20. Jahrhunderts, sei es als Japanerin oder in anderer Hinsicht.
Über die Autorin:
Shizus Tochter Kazuko Winter wurde 1945 in Tokio geboren, verließ Japan jedoch schon als Kind, da ihr Vater im diplomatischen Dienst tätig war, und lebt seitdem im Ausland.
Nach ihrem Abschluss an der Universität Sydney, wo sie Anthropologie, Latein und Linguistik studierte, absolvierte sie einen Aufbaustudiengang in Sozioanthropologie an der University of Oxford. Ihr Hauptinteresse gilt Sprachen und Interkulturellen Studien. Ihre Autobiographie, « Dear Ken-Chan – A Letter to Japan », gibt Einblick in die Konflikte eines jungen Mädchens, das in verschiedenen kulturellen Kontexten aufgewachsen ist.
Während ihrer langjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Bayreuth hat sie ein Japanisch-Lehrbuch für deutsche Studenten (ISBN 978-3-89645-304-4) sowie ein Kochbuch mit afrikanischen Rezepten verfasst. Heute lebt sie in Bayreuth und ist freiberufliche Übersetzerin, Lehrerin und Autorin.
- Veröffentlicht am Donnerstag 11. April 2019 von Köppe, R
- ISBN: 9783896452320
- 122 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur