Sibirien 1944 – 1948

Erlebnisse eines Kriegsgefangenen

von

Die letzten Tage um Witebsk wurden zu einer Tragödie für die Soldaten der 206. Infanterie Division, bei der viele gefallen sind und der Großteil in die russische Gefangenschaft ging.
Meine Flucht in Richtung Heimat scheiterte, es folgte Gefangenschaft und Deportation nach Sibirien. Ich erinnere mich in diesem Buch an die Beschaffenheit des Lagers, an die Arbeitseinsätze der Gefangenen, den täglichen Überlebenskampf und den Traum einer möglichen Heimkehr. Auch wie schwer es die Sieger hatten, welche Armut in Sibirien unter der Bevölkerung herrschte und wie sehr sie auf einen Wiederaufbau unsererseits drängten. Viele Russen wünschten Wiedergutmachung für die angerichteten Schäden und so war es uns hinter dem Ural schwer möglich, Zeichen für eine mögliche Heimkehr, die dann glücklicherweise 1948 erfolgte, auszumachen.

Sechzig Jahre nach Kriegsende fand ich auf Betreiben meiner Kinder den Mut, Aufzeichnungen über den Kampf um Witebsk, die Gefangennahme, das Lagerleben in Sibirien und die glückliche Heimkehr anzulegen. Anfangs fiel es mir nicht leicht, über das Erlebte zu schreiben. Die bittere Zeit des Krieges und der Gefangenschaft habe ich, wie viele andere Soldaten auch, nicht gerne neu aufgerollt. Aber je intensiver ich mich beim Schreiben mit den Kriegsgeschehnissen auseinandersetzte, umso mehr empfand ich es als meine Aufgabe, später dann sogar als Pflicht, diese Greuel als Abschreckung für alle späteren Generationen festzuhalten. Ich erlebte diese Zeit – Sie soll nie wiederkommen!