Siegfried Lenz – Seine erfolgreichsten Bücher

Deutschstunde, So zärtlich war Suleyken, Schweigeminute

von

Deutschstunde:
Siggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, soll einen Aufsatz schreiben über „Die Freuden der Pflicht“. Nicht, dass ihm nichts dazu einfiele – das Thema ist ihm vertraut wie keinem sonst: sein Vater, der „nördlichste Polizeiposten Deutschlands“, war den Pflichten seines Amtes so rückhaltlos ergeben, dass er nicht zögerte, seinem Jugendfreund, dem international bekannten Maler Nansen, das von den Nazis verhängte Malverbot eigenhändig zu überbringen und die Einhaltung persönlich zu überwachen. Siggi, zu dieser Zeit noch ein Kind, wird Zeuge eines stillen, aber erbitterten Kampfes. Sein Vater ist nun einmal sein Vater, aber seine Zuneigung gehört dem Maler und seinen farbglühenden Bildern. Und in der Erinnerung wird sein Deutschaufsatz zum Lebensbericht, zum Versuch, sich selbst zu begreifen.

Schweigeminute:
Stella Petersen war eine der beliebtesten Lehrerinnen am Lessing-Gymnasium. Ihre Lebensfreude, Intelligenz und Belesenheit verschafften ihr die Anerkennung und den natürlichen Respekt des Kollegiums wie den ihrer Schüler. Und gewiss führte die Liebe zu ihrem Schüler Christian, die über das ungleiche Paar hereinbrach, zu jener Verwirrung der Gefühle, deren Intensität und Kraft beide überwältigt. Eine großartige Novelle über das Erwachsenwerden und das Erwachsensein, eine Geschichte, in der unbeschreibliches Glück neben tief empfundener Trauer steht.

So zärtlich war Suleyken:
‚Kleine Erkundungen der masurischen Seele‘ nannte Lenz diese Geschichten über eine Gesellschaft höchst skurriler Gestalten: ein listiger Großvater namens Hamilkar Schaß, den weder Tod und Teufel noch der Rokitno-General Wawrila beim Lesen stören können, die füllige Tante Arafa, die unversehens ihren Geist aufgibt, der Schiffer Manoah, der stumm ein großes Erbe abtritt, und viele andere. Alle sind sie Lachudders: Leute, mit denen man es gut meint, obwohl man sie im Grunde für Schlingel hält.