Asservate des Verbrechens
Simone Demandt ist eine Meisterin ihres Fachs, das hat sie hinlänglich bewiesen. Und doch ist bei den Fotografien dieser Serie, die erstmals in diesem schmalen Band abgebildet werden, alles anders. Das »Studio« musste extrem schnell und oft auch mehr als provisorisch aufgebaut werden. Zudem konnte keine Beleuchtung eingerichtet, oft konnte nur improvisiert werden. Die Objekte schließlich, die Simone Demandt zur Ablichtung bringen wollte, entsprachen nie einem vorhersehbaren Maß und hatten immer völlig unterschiedliche Gewichte. Und last but not least bedurfte es zudem einiger Überredungskunst seitens der Fotografin, bis sie in den Asservatenkammern die stummen Zeugen, zumeist die Tatwaffen, ablichten konnte. Eine Bedingung war jedoch, dass keines der Objekte mit einer Tat, also einer Geschichte, in Verbindung gebracht werden durfte. Was bei dieser abenteuerlichen Recherche durch die Fotografin festgehalten wurde, ist verblüffend. Viele Objekt verraten sofort den möglichen Tathintergrund, andere Asservate sind von solcher Banalität, dass einem nicht viel dazu einfallen will. Und so ist der hinlänglich beschworene Ausschnitt der Realität, den insbesondere die Fotografie als künstlerisches Medium festzuhalten in der Lage ist, das Bild eines losgelösten aber doch bestimmten Zeitabschnitts, hier auf sehr manifeste Weise zweigeteilt; Geschichte und Funktion entgleiten einem im engen Rahmen des Pappschachtelstudios auf wundersame Weise.
Ausstellung:
Museum am Markt / Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
22/2–25/7/2014