Spätlese

Ein Lob auf Mnemosyne, Ausgewählte Gedichte

von

Wenn man fragt, was an den Gedichten Birgitta Sigfridsons ausmacht, dass man sich von ihnen angezogen fühlt, ja sich in ihnen wiederfinden kann, liegt das sicher nicht allein am Mythos der Griechen, den sie neu belebt, auch nicht an den Bildern, mit denen sie das Erlebte und Gefühlte vor Augen stellt. Dass ein Gedanke zum Bild wird, schützt ihn nicht davor, nichtssagend zu sein, die ‚Arbeit am Mythos‘ hebt noch nicht über eine leere Beflissenheit hinaus. Dass aber ein Bild so gewählt ist, dass es genauer und reicher als jeder Begriff ein Inneres zum Ausdruck bringt, gibt ihm eine Macht auch auf das Innere des Lesers, und dass mythische Gestalten genau das verkörpern, was man beim Lesen des Gedankens empfindet, macht aus dem Mythos Gegenwart.
Diese wunderbare Verbindung von Fremdem und Eigenem, Vergangenem und Gegenwärtigem, Entrücktem und Nahem macht die Lust an der Lektüre Birgitta Sigfridsons aus und erklärt den Gewinn, den man aus ihr für sich selbst nimmt.