Dutzende Redewendungen, Wörter und Floskeln in der deutschen Sprache enthalten das Wort »Spiegel«, spielen mit seinen charakteristischen, reflektierenden Eigenschaften und schreiben ihm tausendfach magische Eigenschaften zu. Die böse Königin befragt in Schneewittchen den Spiegel, Harry Potter erblickt im Spiegel Nerhegeb, seinen sehnlichsten Herzenswunsch, Untote ohne Seele können ihr Spiegelbild nicht sehen. Widerspiegeln, spiegelbildlich, jemandem den Spiegel vorhalten, das Nachrichtenmagazin »Spiegel«.
Der Spiegel zeigt sich sprachlich in vielfältigem Kleid und bietet eine reiche Auswahl an Assoziationsmöglichkeiten. Und so dient er nun also als neues Thema für den Kurzgeschichtenwettbewerb des Literareon Verlags. Viele Autoren sind unserem Aufruf gefolgt, haben sich den Spiegel vorgehalten, tief in ihren schillernden Gedanken-Trickkisten gekramt und mit weniger als eintausend Wörtern Wahres, Erdachtes und Fabelhaftes zu Papier gebracht. Die Geschichten umfassen Schreckensbilder von sich und anderen, die erst durch das mit Silber oder Gold beschichtete Glas ans Licht gebracht werden. Vor manchen Protagonisten muss man den Spiegel verstecken, andere verstecken sich selbst vor ihm, und manchmal führt das Spiegelbild gar ein Eigenleben. Die Autoren zeigen uns Spiegel mit fast menschlichen Zügen, die grausam, erbarmungslos, mild und verzeihend sein können – je nachdem, wer sie zurate zieht. So verschieden die Texte auch sind, eines haben sie gemeinsam: Immer geht es ein wenig darum, sich selbst zu finden. Denn was ist der Blick in den Spiegel anderes als die Suche nach dem eigenen Ich?
- Veröffentlicht am Montag 4. April 2016 von Utz, Herbert
- ISBN: 9783831619207
- 100 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik, Taschenbuch