Sprengel für alle

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Im Sommer 1987 besetzen junge Leute Gebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik Sprengel in der Nordstadt von Hannover. Das Gelände wird zum Magneten für Menschen und Initiativen mit den unterschiedlichsten Motiven. Auch Bürger*innen aus dem Stadtteil unterstützen die Besetzer*innen. Bald heißt es: „Sprengel für alle“. Denn alle sind willkommen.
Der gemeinsame Kampf über die üblichen gesellschaftlichen Schranken hinweg ist die Stärke der Besetzer*innen und gleichzeitig ihre größte Herausforderung. Sie gehen ungewöhnliche Kooperationen ein, hecken grandiose Pläne und Aktionen aus und versuchen sich in improvisierten Baumaßnahmen. Doch wenn es gerade keine Konflikte mit Stadt, Staat, Polizei und Nazis gibt, werden die Ressentiments untereinander zum Hauptinhalt. Mackertum und Sexismus, Drohungen und Angst bestimmen mehr und mehr den Alltag. Zudem steht das Sprengelgelände im Zentrum der Chaostage 1995, die international Schlagzeilen machen. Schließlich eskaliert der Konflikt zwischen zwei verfeindeten Gruppen, den Punkern und den Autonomen.
„Sprengel für alle“ ist eine packend und witzig erzählte Kultur- und Politikgeschichte der 1980er und 1990er Jahre. Seinen Reiz entwickelt das Buch durch die subjektive Perspektive einer ungewöhnlichen Erzählerin: Mit den Augen dieser ebenso eigensinnigen wie liebenswerten Einzelgängerin verfolgen die Leser*innen den Zusammenstoß verschiedener Strömungen der Polit- und Jugendkulturen. Die angesprochenen Themen sind heute in Zeiten von steigenden Mieten und Umstrukturierungen in den Stadtteilen so aktuell wie damals.