Spuren und Zeichen

Wahrgenommen – Nachgegangen

von

Persönliche Einstellung: Ein Wort zum Sonntag in der Tageszeitung
„Ach, bitte, welche Einstellung haben Sie?“
So bin ich früher manchmal gefragt worden, als Hobbyfotograf mit meiner vertrauten Leica, wenn wir auf der Studienfahrt oder der Urlaubsreise ein schönes Erinnerungsfoto einfangen wollten. Dabei ging es um die Belichtungszeit, die richtige Blende, und auch die Entfernung musste stimmen.
Beim Fotografieren heute fragt keiner mehr so. Die Kameras sind voll automatisiert. Oder wir fotografieren digital, einfach drauflos; das Aussortieren kann gleich oder später erfolgen.
Warum ich darüber nachdenke? Ich merke, wie ich in meinem alltäglichen Verhalten, bis zu lebenswichtigen Entscheidungen, mehr und mehr in automatisierte Abläufe eingebunden bin: Beruflich, wirtschaftlich, politisch, medizinisch, auch religiös.
Da begrüße ich es schon, dass mir die Frage bleibend begegnet: Welche Einstellung hast du? Zum Beispiel die Frage: Welche Einstellung hast du zum heutigen Tag deines Lebens? Welche Einstellung etwa zu deinem verbitterten Kollegen; zu der hinfälligen alten Nachbarin; zu den motzigen Jugendlichen; zur Krankheit, auch der eigenen?
Ich merke, es ist nicht unwichtig: es kommt schon auf meine Einstellung an; zum Leben überhaupt, auch zum Glauben, vielleicht auch zu Gott. Bitte – welche Einstellung haben Sie?