»staccato«, das ist ein Zustandsbericht, der ins Herz unserer Zeit geht. Einige Jahre sind seit der Wende vergangen, der kalte Krieg ist vorüber und »der Feind besiegt« – es herrscht »Frieden«. Aber mit dem Frieden kam unweigerlich auch »die Moderne« über den Osten. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Während die einen sich in das hektische Treiben des neuen Goldrausches stürzen, der in Wirklichkeit keiner ist, verlieren andere sämtliche Bezugspunkte und damit den Zusammenhang mit sich selbst; sie stehen vor einer persönlichen Katastrophe. Auch die Ich-Erzählerin fühlt sich wie gelähmt durch das hohe Tempo der neuen Zeit. Ist sie ein Fall für die Psychiatrie, wie einige meinen? Oder für Yoga- und Selbsthilfegruppen? Mit Sicherheit zunächst ein Fall fürs Sozialamt.
Langsam beginnt sie ihre Umwelt zu beobachten. Mit einer Genauigkeit, der nichts entgeht, betrachtet sie die Errungenschaften des Westens: Marktwirtschaft, Immobilienhandel, die Bewilligungsverfahren von Fördermitteln in der EU, das Internet und ein Computerprogramm, das keine »Ich«-Formen kopieren will. Der scheinbar naive Blick auf die neuen Lebensumstände schafft ironische Distanz und produziert Komik; mit einfachsten Fragestellungen gelangt die Erzählerin zu verblüffenden Einsichten. Allmählich versteht sie, hinter das überbordende Angebot an modernen Lebensgestaltungsmöglichkeiten, hinter das Prinzip ständiger Information und permanenter Zerstreuung zu blicken.
- Veröffentlicht am Dienstag 23. Dezember 1997 von Frankfurter Verlagsanstalt
- ISBN: 9783627000516
- 190 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur