Stefan Bräuniger, Nature Morte

von

Man muss als Künstler heute schon über ein großes Selbstbewusstsein
verfügen, um sich zu trauen, nicht nur zu malen, sondern auch noch gegenständlich und abbildhaft zu malen. Quasi als Trompe l´oeil-Maler tätig zu sein, wie der in Wuppertal beheimatete Stefan Bräuniger. Als ein Künstler, der das Auge in einem Maße zu täuschen weiß, dass der Betrachter glaubt, die bemalte Leinwand vor ihm lebe und atme. Das erinnert an die großen Malerwettstreite in der Antike, in der die Künstler gegeneinander antraten
und derjenige den Lorbeer davontrug, dessen Bilder die größte Wirklichkeitsnähe hatten.
Ihre Kunst stand jedoch nicht im Dienst der Wahrheitssuche. Sie nämlich zielte darauf, Sein und Schein zu unterscheiden und nicht mit illusionistischen Effekten Eindruck zu machen, sodass man das eine schon für das andere nehmen kann. Einem solchen Illusionismus huldigt auch Stefan Bräuniger. Es soll schon mehr als einen Betrachter seiner Ölgemälde gegeben haben, der zweifelnd vor ihnen stand und sie wegen ihrer meisterhaft gemalten Detailtreue und ihrer glatten Oberflächen für Fotografien hielt. Bevor Bräuniger sich zu malen anschickt, hat er bereits eine große Anzahl von Aufnahmen für seine Werke gemacht. Für sie pflegt er seine Motive vor der Kamera sorgfältig zu inszenieren, seien es nun Blumen, Früchte, Stillleben oder weitere Sujets. Eine Auswahl „Still-Leben“ zeigt der Katalog „Nature Morte“, der in der Galerie von Braunbehrens im Imprint des Gatzanis Verlags jetzt erschienen ist. (Michael Stoeber)