Haben wir nicht alle schon auf solch einen Stadtführer gewartet? Auf einen Führer, der uns nicht mit historischen Fakten erschlägt und den Blick nicht durch fremde Wahrnehmungen verstellt, sondern unseren persönlichen Empfindungen Raum lässt, uns Anregungen gibt, die allseits bekannten Standorte zu verlassen und uns das Überraschende, Neue, Unbekannte des bisher Vertrauten zu erschließen?
Der Literarische Stadtführer ist geschrieben von zwölf Jugendlichen, die sich mit Ihrer Stadt auseinandersetzen, in ihr leben und sie lebendig empfinden. Sie stellen ihr Vechta vor, unverfälscht, glaubwürdig, positiv wie negativ, nichts beschönigend, ehrlich. Manche Texte provozieren, sind böse, manche überraschend einfühlsam, nachdenklich. Die Jugendlichen waren und sind auf der Suche nach Identität, dem genius loci, ihrer Stadt und haben Plätze/Punkte gefunden, die ihnen persönlich etwas bedeuten. Sie haben mit ihren Texten daraus Literaturpunkte gemacht, wollen ihre Empfindungen und Sichtweisen zu diesen an andere Menschen weitergeben, egal ob sie aus Vechta kommen oder sie hier fremd sind und Vechta kennenlernen möchten. Wie kann man eine Stadt besser erfahren als durch Menschen, die in ihr leben!
Mit dem Literarischen Stadtführer ist bewusst ein Zeitschnitt aus den Jahren 2010 / 2011 entstanden. Er sagt etwas über die jetzt hier Lebenden aus. Ist er deshalb nur gegenwärtig und nicht historisch? Oder ist er gerade deshalb historisch, weil er die bisher in Vechta gelebte Geschichte in ihrer heutigen Wahrnehmungs- und Erinnerungskultur in den konkret erlebte Empfindungen über die Texte der Jugendlichen widerspiegelt? Auf jeden Fall ist er räumlich.
Jede Person, die sich mit diesem Stadtführer auf den Weg macht, die Literaturpunkte aufsucht, wird erfahren: Diese Texte haben originär mit dieser Stadt, ihrer Geschichte und ihrer Gegenwart, vor allem mit ihren Menschen zu tun.
Literarische Texte haben im Gegensatz zu herkömmlichen Stadtführern aber eine weitergehende Fähigkeit: Sie können das augenscheinlich Sichtbare vom Konkreten lösen, den Betrachter in eine persönliche Betroffenheit führen und damit tiefere Zugänge zu der begehbaren, anschaubaren Ortsbegebenheit schaffen.
Die Schüler der Schreibwerkstatt des Gymnasiums Antonianum in Vechta haben unter der Leitung ihres Mentors Olaf Bröcker beide Ebenen in ihren Texten erfasst – die Begegnung mit Vechta und den tieferen Zugang zu der Sichtweise von Menschen, die in ihr leben. Dafür kommt ihnen großer Dank zu. Sie haben bewiesen, dass auch Jugendliche wichtige Literatur und Begegnung schaffen können.
Vielfältiger Dank gebührt auch dem Geest-Verlag, der mit großem Engagement das Projekt begleitet und die Gestaltung wie Drucklegung des Stadtführers in hervorragender Art übernommen hat.
Ohne die Stiftung Niedersachsen, die das Projekt „Literarischer Stadtführer“ im niedersächsischen Landeswettbewerb „Communauten“ prämiert hat und damit finaziell, ideell und beratend wesentlich fördert, wäre das Projekt nicht zustande gekommen.
Weitere Fördermittel der Stadt Vechta, des Fördervereins „Freunde des Museums im Zeughaus e.V.“ und des Busunternehmens Höffmann-Reisen machen eine ungewöhnliche Buchpremiere am 17.11.2011 möglich.
Das Museum im Zeughaus, Stadt Vechta freut sich, mit diesem „Literarischen Stadtführer“ einen neuen, ungewöhnli-chen Zugang zu der Lebenswelt Vechtas herausgeben zu können und dankt allen Beteiligten für die besonders gute Zusammenarbeit und Unterstützung. Das Museum wünscht allen Lesern viel Vergnügen beim Aufsuchen und individuellen Erleben der Literaturpunkte.
- Veröffentlicht am Mittwoch 16. November 2011 von Geest-Verlag
- ISBN: 9783866853263
- 154 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur