Stufen zur Vollkommenheit

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Dass die Literatur nach der Moderne davon lebe, die gleichen Geschichten zu erzählen, die bereits vor der Moderne alle zum seligen Einschlafen gebracht hätten, lautet ein Aperçu, das Günter Eichberger in „Stufen zur Vollkommenheit“ augenzwinkernd zum Besten gibt und dem er die eigene Fabulierkunst entgegenhält: Da mutiert ein Volksdichter namens Peter Rosegger zum Spion des Zaren, Falschspieler und transhumanen Ungeheuer, an dessen Kopf eine Melone wächst und in dessen Mund Stare nisten, oder ein Herr Bergoglio aus Argentinien wird zum Papst, der über Liebe nicht nur sprechen, sondern diese auch (mit Maria Magdalena) machen will, der nackt und bettelnd den Besitz der Kirche veräußert und letztlich eingesteht, der Junta „beide Wangen seiner Jesuiten-Brüder hingehalten“ zu haben. Eichbergers Grotesken schreiben real existierende Widersprüche fort, wie etwa in jener Tourismusvision, den demographisch dezimierten Industrieort Eisenerz auf die Größe einer Schneekugel zu schrumpfen.
Mit einer wahren Kinderfreude an Einfällen, die sich aus dem Abklopfen und Durchschütteln von Wörtern und Wendungen gleichsam aus der Sprache selbst ergeben, macht Eichberger der aphoristischen Manier betulicher „Sinn“-Produktion den Garaus. Sprichwörter kippen ins Surreale, kalkuliert schiefe Metaphern „le- gen das Gehirn in Falten“. Die erfrischend anarchischen Sprach- spiele von Günter Eichbergers „Stufen zur Vollkommenheit“ bieten eine feinsinnige und unterhaltsame Anleitung, die heutige Allerweltsbedeutungsindustrie und deren „ideologische Profiteure“ kritisch zu durchleuchten.