Sunny

von

Warum heißt dieses Buch nur ›Sunny‹? Die Fassaden sind schmutzig grau, Fensterscheiben sind staubblind und gesplittert, das Treppenhaus könnte einen neuen Anstrich gut vertragen, Räume sind leer, Stühle sind umgefallen oder stehen unbenutzt in der Ecke und draußen wächst das Unkraut. Berlin. Aber Dagmar Kolatschny zeigt uns keine kaputte Stadt. Sie geht in die Räume und Zwischenräume, die angestoßenen und übrig gebliebenen Lücken, die rissig gewordenen Ränder, setzt sich den Eindrücken aus, entdeckt überall Erstaunliches – und macht Bilder davon. Ein paar rote Blütenblätter machen das ramponierte Treppenhaus zu einem geheimnisvollen Ort, eine Rankpflanze verwandelt die staubige Scheibe in ein Mosaik, ein Lichtschwall die leere Halle in eine Bühne und den ausrangierten Stuhl in einen Thron. Dagmar Kolatschny macht Bilder, die man sich nicht ausdenken oder planen kann. Man kann sie nur erwarten, erfühlen, erleben. Die Momente kommen unerwartet, sind flüchtig, nicht von Dauer. Deshalb sind sie so kostbar. Und ohne das Licht der Sonne würde es sie nicht geben – die Momente und die Farben, unser Sehen und die Bilder.