‚Man tut Hartinger unrecht, wenn man ihn, wie dies häufig geschehen ist, als Verfasser einer Meta-Literatur rühmt, die vollends mit sich selbst beschäftigt sei; so harmlos ist er nicht. Unvermittelt hält seine Wortmaschine inne‘, schreibt Karl-Markus Gauss. Dieses Moment des Innehaltens kennzeichnet das ganze neue Buch von Ingram Hartinger. Aus der kunterbunten Vielfalt der Pflanzenwelt wählt der Autor an die 150 Beispiele aus, Pflanzen, denen er sich in gegenläufigen Bewegungen nähert: einerseits – in einer Hommage an den schwedischen Naturforscher Linné – mit Elementen der Beschreibung, denen sich andererseits aber die Erzählung entgegensetzt. Das System der Natur trifft so auf die Phantasien des Betrachters, dem sich hinter Efeu und Bananenstaude, hinter der Birke und dem Schnittlauch keine Botanik, sondern Geschichten eröffnen, Assoziationen, Anlässe.
Ob wir etwas aus diesen Pflanzenbildern lernen können? Auf jeden Fall lernen wir etwas über Naturbetrachtung, und ganz sicher etwas über Naturbeschreibung. In Hartingers Prosasammlung, dieser ‚Rohfassung einer absurden Kontingenz‘, bleibt die Natur fremd, ihre Kategorien und ihr System gehen in den Methoden und Techniken der Beschreibung, in Literatur auf – und Ingram Hartinger verfügt über zahlreiche und überraschende Methoden und Techniken, Natur nicht heimelig zu machen: von Ironie und Witz bis zu Anekdote und Beschwörung.
- Veröffentlicht am Samstag 28. Dezember 2024 von Droschl, M
- ISBN: 9783854206217
- 144 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)