Tangenten

Eine spätantike Frauengestalt - Historische Realität und literarische Wirkung

von

Schirin war die Geliebte und später Frau des persischen Großkönigs Chosrau II. (+ 628).
Die Christin zog hinter den Kulissen die Fäden in der Politik und unterstützte die christliche Minderheit im zoroastrischen Iran. Nach dem Sturz ihres Mannes beginn sie an seinem Grab Selbstmord und wurde in der Folgezeit zur Sagengestalt in Firdausis Epos „Schahname“. Ihre angebliche Liebe zum Baumeister Ferhad wurde um 1180 vom Dichter Nizami zum Epos „Chosrau und Schirin“ gestaltet, das in der persischen, türkischen und indischen Welt zahlreiche Nachahmungen erfuhr. Archetypische Momente wie das Belauschen beim Bade wurden in der islamischen orientalischen Welt zur Liebesgestalt schlechthin, die durch Goethes „Westöstlichen Divan“ auch in Europa bekannt wurde.
3902005149AutorenporträtWilhelm Baum, geb. 1948, Historiker, Theologe und Philosoph, lebt in Klagenfurt. Seine Bücher wurden ins Englische, Spanische, Italienische und Slowenische übersetzt.