Tango und Weltkino

von ,

Während der 1990er Jahre war es für alle Bewohner von Buenos Aires eine angenehme Überraschung ins Kino zu gehen und dort auf ausländische Filme zu treffen, in denen Tango getanzt wurde oder die Tango in ihre Filmmusik aufnahmen. Im Laufe der Zeit bemerkten die Cineasten, dass es sich nicht nur um einen oder zwei Filme handelte, sondern um viele, die auf die eine oder andere Weise den Tango aufgriffen. Es war eine Überraschung, wirklich ein völlig neues Phänomen; das ausländische Kino hatte sich noch nie zuvor mit solcher Häufigkeit mit dem Tango beschäftigt.

Nach und nach wurde es normal Filme wie Twelve Monkeys, Schindlers Liste oder Der Duft der Frauen zu sehen, und sogar Filme die sich ausschließlich dem Tango widmeten, wie The Tango Lesson von Sally Potter oder Tango von Carlos Saura.

Schließlich kam der Moment, an dem wir erkennen mussten, dass es sich nicht um einen Zufall handelte oder um vereinzelte Fälle, sondern um ein bedeutendes Phänomen, das außerdem mit einer generellen Wiederentdeckung des Tangos in diesem Jahrzehnt einherging.

Aus der Neugier an diesem Phänomen entstand die Idee, alle ausländischen Filme zu beleuchten, die Tanz, Musik oder jegliche andere Beziehung zum Tango haben.

Anfänglich war geplant, ein oder zwei Dutzend jener Filme zu untersuchen, aber nachdem die systematische Suche begonnen hatte, vermehrten sich die Titel zu einer Liste aus mehreren Hundert Filmen.

Außerdem weitete sich die Suche zeitlich und räumlich aus. Räumlich, denn nicht nur Europa und die USA waren vom Tangofieber befallen, sondern die ganze Welt, von Hong Kong bis Kolumbien, von Australien bis Palästina. Zeitlich, denn es ist nicht völlig korrekt, dass der Tango sich erstmalig im Kino der 90er Jahre häufte. In Wahrheit gab es die erste Welle ausländischer Filmer, die sich dem Tango widmeten, in den 1910er Jahren, sogar noch vor Rodolfo Valentino.

Seit seiner Anfänge weckt der Tango Neugier, Interesse und Leidenschaft in allen Ländern. Das Kino, Spiegel der Identität der Nationen, wusste diese Gefühle auszudrücken.

Der Autor

Pedro Ochoa ist Tangotänzer, Musiker und Schriftsteller und hat auf allen drei Gebieten wichtige Erfolge erzielt.
Als Tänzer wurde er Meister im Salontangotanz der Stadt Buenos Aires im Jahre 2011.
Als Musiker gewann er bei der 59. Internationalen Tribüne der Komponisten, IMC, UNESCO, Stockholm, 2012.
Er erhielt ein Stipendium für Musikkompositionen des Nationalen Kunstfonds 2000 und der Stiftung Antorchas 2002.
Er hat im Nationalkonservatorium Musiklehrer studiert.
Vor allem das Buch “Tango und Weltkino” hat ihn als Schriftsteller bekannt gemacht. Er schrieb ebenfalls die Beiträge über die Musiker des argentinischen Kinos für das Wörterbuch des Spanischen und Iberoamerikanischen Kinos, veröffentlicht von der SGAE. Er schreibt regelmäßig für Spezialprojekte der Tageszeitung Clarín, wie “Tangosammlung”, “Argentinische Bühnenlegenden”, “Große Idole der Argentinischen Volksmusik”, “Gardel”, „Aníbal Troilo – 100 Jahre“.
Mitglied der Nationalen Tangoakademie, zuerst im Jugendkader (1994-2000), dann als Professor (2000-2014) und momentan im Kader der Übergangsgeneration.

http://pedroochoatango.wix.com/tangoycinemundial
tangoycinemundial@yahoo.com.ar