Testfall für Europa

Deutsch-polnische Nachbarschaft muss gelingen

von

Das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen ist ein Seismograf für
Europa. Nur wenn es gelingt, ein spannungsfreies Verhältnis zwischen
beiden Staaten aufzubauen, hat die Gemeinschaft der Europäer eine
Chance, so der polnische Journalist Adam Krzeminski.
Eine Herausforderung, die es in sich hat. Denn die
deutsch-polnische Nachbarschaft gehört zu den schwierigsten in
Europa. Noch immer prägen historische Lasten und Vorurteile das
Verhältnis – unterschiedliche Wirtschaftskraft und gegenseitige
Unkenntnis sorgen zusätzlich für Konflikte. Ob in der Frage des
‚Zentrums gegen Vertreibungen‘, der Ostsee-Gaspipeline oder der
deutschen Haltung gegenüber Russland: Schnell reagieren beide
Seiten emotional.
Eine funktionale Partnerschaft zwischen Deutschland und Polen ist
jedoch unerlässlich. Das erfordert eingenerelles Umdenken:

Deutschland muss auf den Nachbarn Rücksicht nehmen, statt seine
Interessen zu ignorieren. Polen darf sich nicht verschließen, sondern
muss selbstbewusst die Zusammenarbeit suchen. Misslingt diese
Partnerschaft, wird die Vision der Europäischen Gemeinschaft letztlich
scheitern.
Adam Krzeminski gilt in Polen als einer der herausragenden Kenner
Deutschlands. Er studierte Germanistik in Warschau und Leipzig. Seit 1973 ist
er Redakteur des Wochenmagazins Polityka und berichtet hauptsächlich über
Themen, die im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte und
Gesellschaft stehen.
Für sein Engagement erhielt Adam Krzeminski viele Auszeichnungen: 1993 für
seine Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung die Goethe-Medaille,
1996 den Essayistik-Preis des polnischen Pen-Clubs. Die Bundesrepublik
Deutschland ehrte ihn 1999 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und 2006
verlieh ihm die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ihren
Viadrina-Preis – ein Preis für deutsche und polnische Persönlichkeiten, die sich
in besonderer Weise um die nachbarschaftliche Beziehung verdient gemacht
haben.