Völlerei ist eine Sünde, der Mensch dicker als je zuvor und möglich ist das nur durch den Wohlstand, nach dem wir immer verbissener streben. Lukas Maximilian Hüller führt uns die paradoxe Struktur der Sünde in „The Seven Deadly Sins“ auf eindrucksvolle Weise vor Augen.
Mit Bezug auf den „Todsündentisch“ des niederländischen Renaissance-Malers Hieronymus Bosch formuliert er alte Auffassungen neu. Dabei entlarvt er die Sieben Todsünden zeitgemäß als Übertreibungen kapitalistischer Tugenden. Geiz ist das Übermaß an Sparsamkeit. Stolz ist das Zuviel an Selbstbewusstsein, Trägheit die Folge von Gelassenheit. Durch die humoristische Überspitzung gelingt Lukas Maximilian Hüller eine Neuinszenierung der Laster, nicht ohne sie im selben Moment zu parodieren. Er weist auf die Unschärfe der Grenze zwischen Maß und Übermaß hin.
Gleichzeitig verwischt der Künstler auch medienspezifische Trennlinien. Mit einer selbst konstruierten Panorama-Kamera nimmt er, den Regeln der Fotografie zum Trotz, nicht nur einen Moment, sondern eine lange Zeitspanne auf. Auch Vorbereitung, Set, Beleuchtung, Maske, Kostüme und die Größe der Crew erinnern an Filmaufnahmen. Lukas Maximilian Hüller selbst nennt seine Fotografien „frozen short films.“ Der Präzision in der Vorbereitung steht die Spontaneität bei der Aufnahme gegenüber. Die Schauspieler bringen ihre Ideen ein, der Fotograf dokumentiert ihre sündhafte Performance.
Auch in anderen Arbeiten sucht Lukas Maximilian Hüller nach dem Filmischen und dem Performativen der Fotografie. Weite Straßenpanoramen betitelt er mit „Roadmovies“, Familienportraits erzählen von links nach rechts detailreiche Geschichten und bei der kubanischen Musikerlegende Ibrahim Ferrer (Buena Vista Social Club) zu Hause führt er uns einen 360°-Schwenk vor.
Lukas Maximilian Hüller wurde 1969 in Wien geboren, studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und von 1989 bis 1995 Fotografie an der „Ecole Nationale Superieure des Arts Visuels de la Cambre“ in Brüssel. Seither nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil und ist in wichtigen Sammlungen vertreten. Lukas Maximilian Hüller lebt und arbeitet in Europa und Lateinamerika.