Theaterbibliothek

Zwei Stücke

von

CARMEN KITTEL ist die Geschichte einer Neunzehnjährigen, aufgewachsen in einem Heim, einsam, schweigsam, unfähig, ihre Wünsche und Gefühle zu artikulieren. Als Carmen schwanger wird, droht ihr Freund sie zu verlassen, wenn sie das Kind nicht abtreibt. Carmens Versuche, diesen Konflikt zu lösen, treibt sie in immer ausweglosere Situationen. Wenn CARMEN KITTEL Georg Seidels „Woyzeck“ ist, dann ist die Märchenkomödie KÖNIGSKINDER sein „Leonce und Lena“. Es steht in der Tradition des philosophischen Märchens. Erzählt wird die alte Geschichte von zwei Königskindern, die nicht zueinander kommen konnten. Doch die Schlucht, die ihre beiden Länder trennt, ist eine eingebildete, behauptete, wie auch die Unterschiede zwischen beiden Ländern eingebildete, behauptete Unterschiede sind. Tatsächlich ähneln sie sich, jedes mit seinem Überlegenheitsdünkel und ihren Abgrenzungsritualen. Ein Lustspiel, das sich auch als Gleichnis auf die Absurdität der deutschen Teilung verstehen läßt. Gert Loschütz über Georg Seidel vor dessen frühem Tod 1990: „Ich kenne zur Zeit keinen westdeutschen Autor, der ähnlich konsequent und bühnensicher die Bedingungen sozialen Lebens mit ihren verheerenden Auswirkungen im privaten Bereich zu verknüpfen wüßte.“