Das große französische Jahrhundert wurde auf den deutschen Theatern bisher vor allem durch Molière repräsentiert: Corneille und Racine waren „für das deutsche Publikum bestenfalls staunenswerte Monumente“ (Georg Hensel). Das sind sie seit Simon Werles neuen Versübertragungen nicht mehr: die „grande tragédie“ ist auch bei uns spiel- und lesbar geworden. Nach Simon Werles hochgelobten Übersetzungen von Racine und Molière, hier nun die zwei berühmtesten Stücke von Pierre Corneille: „Der Cid“ und „Spiel der Illusionen“.
„Der Cid“ ist für die Franzosen, was für uns der „Faust“: das nationale Drama schlechthin. Der Cid, legendärer Befreier des katholischen Spanien von der maurischen Kultur, spielt in einem theatralischen Spanien, ein Drama um Liebe und Ehre: „Zelebriert werden die Wunschtugenden der Erfüllung individueller Forderungen bei Hintanstellung persönlicher Neigungen.“ (H.J. Pullem)
Das „Spiel der Illusionen“, vom Autor selbst zugleich als Komödie und als „fremdes Monstrum“ bezeichnet, ist in den letzten Jahren immer wieder als ein höchst modernes Spiel im Spiel entdeckt worden: „In diesem Stück spielt Corneille mit den barocken Formen. Er springt darin mit der Heterogenität der Handlung, mit den Überraschungseffekten, den Verkleidungen und Verwechslungen souverän, ja übermütig um. Selbst die Grausamkeiten und Schrecken, die Duelle, Todesmonologe, nächtlichen Entführungen, Morder – woran es nicht fehlt – amüsieren nur, weil sie nur Spiel sind, denn das ganze Theater ist hier nur Spiel, es will nichts anderes sein als eben ‚Illusion comique‘.“ (Jürgen von Stackelberg)
- Veröffentlicht am Samstag 23. Dezember 1995 von Verlag der Autoren
- ISBN: 9783886611614
- 168 Seiten
- Genre: Belletristik, Dramatik