Theatertexte

Ein Lustspiel in vier Aufzügen

von

Ende 1797 wurde August von Kotzebue (1761–1819) zum »Hoftheatersekretär« in Wien ernannt. Seine Aufgabe war die Leitung des Burgtheaters. Kotzebue konnte sich mit seinen Reformversuchen gegen die Schauspieler nicht durchsetzen und blieb nur ein knappes, zermürbendes Jahr in Wien. Kurz vor seiner Abreise wurde am Burgtheater sein vielleicht erfolgreichstes Lustspiel überhaupt uraufgeführt: Die beiden Klingsberg blieben 75 Jahre lang ununterbrochen auf dem Spielplan. Kotzebue dramatisierte eine in ganz Wien bekannte Episode, die sich drei Jahre zuvor zugetragen hatte: Franz Georg von Metternich und sein Sohn, der österreichische Staatskanzler Klemens von Metternich, stellten der gleichen Frau nach – der Besitzerin eines Lebensmittelgeschäfts. Kotzebues zweite Vorlage, die eine ähnliche Konstellation behandelte, war das seinerzeit viel gespielte Stück Der Ring (1790) des Burgtheaterschauspielers Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816). Während der Vater bei Schröder schließlich ein Einsehen hat und alle erotischen Avancen zugunsten des Sohnes aufgibt, verzichtet Kotzebue auf jede moralische Tendenz, der Vater bleibt eine unverbesserliche Pantalone-Figur. Ludwig Tieck bevorzugte Schröders Lustspiel – Kotzebues ewiger Widersacher Goethe aber bezeichnete Die beiden Klingsberg als eines der besten Stücke Kotzebues: »Die Verderbtheit der höhern Stände ist das Element, worin Kotzebue sich selbst übertrifft.« Es sei nicht zu leugnen, Kotzebue »hat sich im Leben umgetan und die Augen offen gehabt.«