Theatertexte

Ein Lustspiel in fünf Aufzügen

von

Der ranghohe Offizier und Dramatiker Cornelius von Ayrenhoff (1733–1819) darf als wichtiger Vertreter der josephinischen Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts angesehen werden. In seinen Werken deuten sich bereits eigenständige Tendenzen der wenig erforschten ›österreichischen‹ Aufklärungsliteratur an, die diese abseits des heutigen Literaturkanons einschlägt, um in der Folge mit den literarischen Strömungen der Empfindsamkeit, des Sturm und Drang und der Romantik zu kollidieren. Ayrenhoffs Lustspiel Die gelehrte Frau, eine Bearbeitung von Molières Les Femmes savantes für die Wiener Bühne, ist hierbei in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Einerseits veranschaulicht es den anhaltenden Einfluss des französischen Dramas auf das Wiener Theater, andererseits verraten die literatursatirischen Sequenzen eine kontinuierliche aufklärerische Skepsis gegenüber den neuen Literaturströmungen, die in Wien anfangs kaum Fuß fassen konnten. Ayrenhoffs spätere Umarbeitungen der Komödie lassen das Stück als singuläres literarisches Beispiel einer josephinischen Ablehnung des Sturm und Drang und der Romantik in Wien erscheinen.