Friedrich Ludwig Zacharias Werner (1768–1823) hat eine ganze Reihe von Dramen geschrieben, die in ihrer Zeit durchaus erfolgreich waren. Der kleine Einakter, der mit dem eigentlichen Schalttag und seinen mystischen Begleiterscheinungen spielt, Der vierundzwanzigste Februar, ist in diesem Werkkatalog fast nur eine Randnotiz, eine Spielerei, die ihre Anregung Goethe verdankt. Und doch geriet Werners kürzestes Theaterstück zu seinem populärsten – bis heute hat sich die Meinung gehalten, hier habe das Schicksalsdrama seinen Anfangs- und Höhepunkt erlebt. Diese Ansicht ist verständlich, schließlich wird hier mit allen Mitteln der Schauerliteratur eine effektvolle Geschichte von Fluch, Mord und Schuld verhandelt. Letztlich hat das jedoch mit (antikem) Schicksal weniger zu tun als mit göttlicher Gnade und teuflischer Versuchung, sodass man eher von einem Erlösungs- statt von einem Schicksalsdrama sprechen sollte. Denn das Religiöse, das im Verlauf der Handlung immer stärker hervortritt, ist für Werner der ganz natürliche Gegenstand seines Theaters: Die Kunst ist in seinen Augen nicht weniger heilig als die Lehren der (katholischen) Kirche. Mit dieser Haltung, die in ihrer ungebrochenen Radikalität am Ende seines Schaffens in einem barocken Märtyrerspiel gipfelt, nimmt Werner eine besondere Stellung im Drama der Romantik ein. Der vierundzwanzigste Februar kann in diesem Kontext als dasjenige Werk gesehen werden, in welchem der Dichter seine eigentümlichen Vorstellungen zum ersten Mal ganz offen und konsequent umgesetzt hat.
- Veröffentlicht am Mittwoch 22. Januar 2014 von Wehrhahn Verlag
- ISBN: 9783865253699
- 96 Seiten
- Genre: Belletristik, Dramatik