Im Jahr 2011 hatte ich das 60. Lebensjahr glücklich erreicht. Ein schöner runder Geburtstag, den nicht jeder schafft. Meine Sachbearbeiterin alias Fallmanagerin beim Jobcenter versuchte, den neuen Sachverhalt gleich auszunutzen. Um ihre Statistik zu schönen, wollte sie mich händeringend loswerden und vor die Tür der Deutschen Rentenversicherung kippen. Also informierte sie mich nachdrücklich, dass ich ja jetzt in Rente gehen könne. Nach einigem Überlegen hatte ich nichts dagegen, zumal im Alter die Gesundheit ja auch nicht besser wird. Ich beschloss also, künftig als freies Individuum durch Berlin zu tigern. Daher mein Nickname ‚Berliner Tiger‘.
Man könnte auch sagen: Durch die Stadt laufen, spazieren, flanieren, schlurfen, streifen, bummeln, schlendern. Aber tigern gefällt mir am besten. Lustwandeln und promenieren sind dagegen veraltet. Dem Lustwandeln haben die Autos den Garaus gemacht. Und das Promenieren machte man früher sonntags nach dem Mittagessen, als Sehen und gesehen werden noch in war. So sind die Essays beim Gehen auf der Straße, Kilometer um Kilometer, entstanden.
- Veröffentlicht am Dienstag 17. März 2015 von TEIA - Internet Akademie und Lehrbuch Verlag
- ISBN: 9783944658230
- 140 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)