Totaler Krieg und schwerer Neubeginn

1940-1959

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Die Jahrzehnte 1940 bis 1960 sind in mehrfacher Hinsicht die Zentralachse Südtirols im 20. Jahrhundert. Im Umbruch der Kriegsjahre unter dem Druck innerer Spaltung drohte dem Land eine tiefe Dauerkrise. Umsiedlung, Krieg, deutscher Einmarsch, Verfolgung, Flucht und Deportation – diese Ereignisse hingen dem Land nach Kriegsende noch lange nach. Sie prägten die Erinnerungen, das Selbstverständnis und die Lebensentwürfe der Einzelnen nachhaltig und bestimmten die politische Lage der schweren Wiederaufbaujahre.

Das politische Schicksal Südtirols war nach dem Krieg lange in der Schwebe, die Frage der Staatsbürgerschaft der Optanten und der Rückoption zog sich in die Länge, die Wirtschaft erholte sich nur langsam, die ethnischen Spannungen verschärften sich. Mit dem Gruber-De Gasperi-Abkommen vom Juni 1946 war die übermächtige Hoffnung auf Selbstbestimmung schlagartig getrübt worden, mit dem ersten Autonomiestatut 1948 wurde die Südtirolfrage in Erwartung einer pragmatischen Zusammenarbeit mit der Nachbarprovinz Trient unter dem regionalen „Zwangsdach“ für einige Zeit aufs Eis gelegt. Ab 1955 zog ein neues Klima politischer Partizipation auf, das in der „Los von Trient“-Bewegung um den neuen SVP-Obmann Silvius Magnago 1957 einen ersten Höhepunkt erfuhr. Während die Südtirolfrage 1959/60 eskalierte, gewannen neue gesellschaftliche Leitbilder an Zugkraft.

„Totaler Krieg und schwerer Neubeginn“ spannt den Bogen Südtiroler Erlebniswelten vom Kriegsgrauen bis zu den Verheißungen der aufsteigenden Konsumgesellschaft. Die Verhandlung der Südtirolfrage vor der UNO 1960 war nicht nur der entscheidende Schritt in die Internationalisierung und Lösung des Streits, sondern auch der Vorbote einer „Ankunft im Westen“, in der sich Autonomie, Demokratie und Modernität in Südtirol trotz anhaltender ethnischer Spannungen zu einer stabilen Einheit verbanden.