Träumende Zwillinge

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Als ich im Jänner 1944, zu einer Zeit wo die Welt aus den Fugen geraten war, meinen Eltern in die Wiege gelegt wurde und dies noch ohne Kanonendonner und Kriegsgeschrei in der unmittelbaren Nähe meines Geburtsortes, was sich aber in ein paar Monaten ändern sollte, wurde ich von den beiden glücklichen Menschen als ihr „Zweitgeborener“ in ihrer kleinen Welt herzlich willkommen geheißen. Das Ergebnis ihrer ersten großen Liebe hat nur einige Monate 1938 überlebt. Meine Kindheit war einfach in einer einfachen Familie auf dem Lande, Vater Angestellter bei einem Notar in der Weinstadt Retz, Mutter Hausfrau und Fixpunkt für mich und weitere fünf Geschwister, in einer Welt, die langsam Formen und Konturen annahm.

Kindheit und Schule sind noch in Erinnerung, die aber schon Lücken hinterlässt. Ausbildung an einer Handelsschule und der weitere Lebensweg als Angestellter waren mehr oder weniger vorgezeichnet. Was noch fehlte, war eine Partnerin für das Leben und Mutter für unsere Söhne. Ich habe diesen Lebensabschnitt ebenfalls in Angriff genommen und zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht.

Heute bin ich Ehemann, Vater, Pensionist und mit dem Wunsch behaftet einige Gedanken zu Papier zu bringen, und so ist dann dieses Buch in mühseliger Arbeit entstanden. „Träumende Zwillinge“ ist ein Roman, der in seiner Ausführung in einfacher Form beschreibt, warum der Bau der Verbindungsstrecke zwischen den Bahnhöfen Sigmundsherberg an der Franz-Josef-Bahn und Zellerndorf an der Nordwest-Bahn geplant und ausgeführt wurde. Von der Eröffnung am 01. Juli 1872 bis zur endgültigen Einstellung des Güterverkehrs am 31. Mai 1990 spannt sich der Bogen der Ereignisse um diese Bahnstrecke, beginnend in der österreichisch-ungarischen Monarchie vom 19. Jahrhundert ins 20. Jahrhundert, über die Jahre des 1. und 2. Weltkrieges, bis in die neuere Zeit. Eng verbunden mit der Bahnstrecke ist das Schicksal von Menschen, die direkt und unmittelbar an dieser Einrichtung des öffentliches Verkehrs leben und ihre Familiengeschichte über fast 60 Jahre festgehalten haben. Auf die schrecklichen Jahre des 1. Weltkrieges wird in besonderer Form eingegangen, um menschliche Bindungen und Schicksale gegenüber zu stellen und zu verstehen.

Familiengeschichten, die schon längst der Vergangenheit angehören und trotz allem manchmal die Sehnsucht an die gute alte Zeit erwecken. Das Buch versucht auch die Landschaftsbilder im Tal der Pulkau und dem Hügelland des Manhartsberges festzuhalten und die Stimmung des Grenzraumes zwischen Wein- und Waldviertel näher zu bringen.

Das Buch erhebt keinesfalls den Anspruch auf eine hundertprozentige Abfolge der geschichtlichen Ereignisse, es wurden aber genaue und gewissenhafte Nachforschungen angestellt. Verarbeitet wurden natürlich eigene Erinnerungen und Erzählungen, die man fast täglich an den Wirtshaustischen, in den dunklen Lehmröhren der Kellerkatakomben und auch bei den abendlichen Dämmerstunden in den „Guten Stuben“ hört.

Niederösterreich ist reich an Geschichten und Geschichte und im Besonderen trifft dies auf das Pulkautal zu, meine Heimat, die mir zum Inhalt meines Lebens geworden ist. Die Daten und Jahreszahlen, sowie die Darstellungen der Einrichtungen des Bahnbetriebes und des unmittelbaren Umfeldes der Eisenbahngesellschaften sind einschlägigen Nachschlagwerken entnommen, die Anspruch auf Echtheit und Korrektheit erheben. Die Namen von Personen die dem öffentlichen Leben, dass in diesem Buch beschrieben wurde, teilweise vorstehen und mitbestimmend für das Schicksal vieler Jahre sind, wurden ebenfalls Nachschlagwerken entnommen und erheben Anspruch auf Echtheit.