TRUGBILDER

Eine Geschichte aus Venedig

von

Tomas springt für seinen Chef auf einem Medizinkongress in Venedig ein, um dort einen Vortrag zu halten. Auf dem Hinflug begegnet er einem mysteriösen Fremden, der plötzlich spurlos verschwindet. Auf seinem verwaisten Platz liegt eine safrangelbe Mappe, die Tomas auf einen ihm selbst unverständlichen Impuls hin, an sich nimmt. Im Herzen Venedigs angekommen, lässt er sich treiben.
Bei der erstbesten Gelegenheit öffnet er die entwendete Mappe. Er stößt auf Unterlagen zur laufenden Biennale, und auf Ausweise einer Kölner Künstlerin. Und dann ist da noch ein unbeschriftetes Kuvert, bei dem Tomas eine seltsame Hemmung verspürt, es zu öffnen.
Auf einer Hotelreservierung, die er in der Mappe findet, entdeckt er den Namen des Fremden, Jakob Ortis. Tomas will ihn aufsuchen, der Mann hat seine Reservierung aber storniert.
Tomas reizt das Spiel mit anderen Identitäten. Er benutzt die Ausweise der Kölnerin, und gelangt damit auf das Biennale-Gelände.
Während seiner Streifzüge durch die Stadt begegnen ihm Menschen, die ihn zu verfolgen scheinen. Schließlich entdeckt er den Fremden auf einem Vaporetto. Der Mann erkennt ihn, und schlägt ihm auf Zuruf ein Treffen vor. Dort taucht der Fremde niemals auf.

Immer wieder gerät Tomas in merkwürdige, bedrohliche Situationen. Dann taucht Nora auf. Jene Frau, deren Ausweis er in der Mappe gefunden hat. Sie gefällt ihm. Es gehört zum trugbildartigen Geschehen des Romans, dass der Leser vorerst nicht erkennen kann, welches Interesse sie an ihm hat. Zu einem vereinbarten Treffen erscheint sie nicht, taucht aber tags darauf unvermittelt auf. Durch die sich überstürzenden Ereignisse abgelenkt, bereitet sich Tomas unzureichend auf seinen Vortrag vor, was sich später rächen wird. Auch sein Umgang mit Medikamenten scheint nicht ganz so verantwortungsvoll zu sein.
Am Ende sind zwei Tote zu beklagen.
Der Autor, Jahrgang 1952, lebt in Bonn und beschäftigt sich, neben seinem Beruf als Arzt, mit der bildenden Kunst und dem Schreiben.