Ein Buch über eine Straße in Berlin-Neukölln, die Heidelberger Straße an der Grenze zu Berlin-Treptow und seit 1961 mit der Mauer konfrontiert, von der aus auf einer Strecke von weniger als hundert Metern, meistens von denselben Leuten (davon wiederum die meisten Mitglieder der Fleischerinnung), in einem einzigen Jahr (1962) mindestens zwanzig Tunnel unter der Mauer gegraben und etliche Menschen in den Westen geholt (in der Fachsprache: geschleust) wurden. Die Straße hieß denn auch ‚Straße der Tunnelbauer‘, in der Boulevard-Presse sogar ‚Straße der Tränen‘ – der Tränen, weil hier sowohl Freudentränen (nach gelungener Flucht, z.B. eines kompletten Zirkus‘), aber auch Tränen der Wut und der Trauer flossen (nach mißlungener, verratener und einmal auch mit Tod endender Flucht).
Der Autor, minutiös recherchierend, schreibt über das Schicksal der Tunnel und ihrer Erbauer, über Erfolg und Verrat, ergänzt durch viele Dokumente (aus den überlieferten Akten der Stasi ebenso wie – ein zufälliger Fund – aus den Berichten der zuständigen West-Berliner Polizeidienststelle) und Fotos von Amateuren, von der Stasi und der Presse.
Im detailgenauen Rückblick zeigt sich noch einmal die Absurdität des Mauerbaus, aber auch die Fähigkeit und Pfiffigkeit von Menschen diesseits und jenseits der Grenze, sich mit den politischen Fakten nicht einfach abzufinden, sondern sie mit Phantasie zu umgehen bzw. zu ‚untergraben‘.
Das Buch zeigt beispielhaft, daß Grenzen von Menschen nie akzeptiert werden, daß sie vielmehr alle Energie und allen Mut zusammennehmen, um sie zu überwinden.
- Veröffentlicht am Sonntag 20. März 2005 von Transit
- ISBN: 9783887472023
- 220 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher, Zeitgeschichte (1945 bis 1989)