Franz Kafkas Erzählung ‚In der Strafkolonie‘ beeindruckt noch fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung als Parabel über die Abgründe der Menschheit. Ein Strafgefangener wird aufgrund einer geringen Verfehlung (‚den Dienst verschlafen‘) ohne sichtbare Verhandlung zum Tode verurteilt. ‚›Kennt er sein Urteil?‹ ›Nein‹, sagte der Offizier. ›Er kennt sein eigenes Urteil nicht?‹ ›Nein‹, sagte der Offizier wieder. ›Es wäre nutzlos, es ihm zu verkünden. Er erfährt es ja auf seinem Leib.‹‘ Die Vollstreckung des Urteils soll durch einen namenlosen ›Apparat‹ ausgeführt werden, einer Erfindung des früheren Kommandanten der Kolonie, die dem Verurteilten das Urteil mit todbringenden Nadeln buchstäblich in den Körper ‚einschreibt‘, bis das Ende eintritt.
Die Gestaltung der graphischen Abschnitte, im Druck in zwei Farben ausgeführt, entwirft eine Dramatik des Geschehens, indem eine ‚Partitur‘ des Einschreibsystems der Maschine strukturiert und visualisiert wird. Die Typographie des Textverlaufs wird in zwei verschiedenen Typen dargeboten, so treffen sich sinnbildlich Mensch und Maschine in ihrer ‚Verschriftlichung‘.
Den Band beschließt ein kritischer Essay des KafkaSpezialisten PeterAndré Alt.
- Veröffentlicht am Mittwoch 1. August 2012 von Wallstein
- ISBN: 9783835309791
- 96 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945