Hatte SED-Chef Walter Ulbricht tatsächlich nicht »die Absicht, eine Mauer zu errichten«? Michael Kubina interpretiert deutsche und russische Quellen aus ihrem historischen Kontext heraus und kommt mit diesem neuen Ansatz zu dem Schluss, dass Ulbricht und die SED-Führung die »Republikflucht« zunächst nicht als sonderlich bedrohlich wahrnahmen, sondern in den Flüchtlingen vor allem »Klassenfeinde« sahen, auf die verzichtet werden konnte. Von der perspektivischen Überlegenheit des Sozialismus waren sie ohnehin fest überzeugt. Erst als die Abwanderung ein bedrohliches Ausmaß annahm, entschied Chruschtschow, das Fluchtproblem durch die Schließung der Sektorengrenze in Berlin zu lösen. In zweifacher Hinsicht war Ulbricht gescheitert: Das für 1961 angekündigte »Überholen« Westdeutschlands war nichts als Illusion, und West-Berlin wurde als »Pfahl im Fleisch der DDR« konserviert.
- Veröffentlicht am Mittwoch 6. November 2013 von Links, Christoph, Verlag
- ISBN: 9783861537465
- 520 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher, Zeitgeschichte (1945 bis 1989)