Herbert Marcuse wurde in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich als „geistiger Vater“ der Studentenbewegung gesehen. Seine Schriften wurden als ideologische Unterfütterung für die politische Agitation interpretiert. Aus dieser perspektivischen Verengung befreit Stephan Bundschuh das Denken eines der bedeutendsten Sozialphilosophen unseres Jahrhunderts. Marcuses philosophische Lehre erweist sich in Bundschuhs Studie als anthropologisches Denken: Als Anthropologie des bürgerlichen Zeitalters und als utopische Anthropologie in praktischer Absicht. Bundschuh zeigt die Verpflechtung von aktueller Zeitdiagnose und utopischem Denken, das den kritischen Maßstab für Marcuses Gegenwartsanalyse bildet.
Erstmals werden auch die Arbeiten der vierziger Jahre, in denen Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst und das State Department tätig war, im Gesamtzusammenhang seiner theoretischen Entwicklung gewürdigt. Bundschuh stellt die in dieser Zeit entstandenen Schriften ausführlich vor und zeigt, daß sie eine hochbrisante Faschismusinterpretation enthalten und von großer Bedeutung für Marcuses spätere Analysen der bundesrepublikanischen Gesellschaft sind.
Bundschuh liefert in seinem Buch die erste umfassende philosophische Untersuchung des Gesamtwerks von Herbert Marcuse. Die philosophischen Grundlagen von Marcuses Denken werden ebenso ausführlich erläutert wie seine Schriften zur Psycho- analyse, seine Studien über die moderne Industriegesellschaft und seine späten Reflexionen über den Stellenwert der Kunst.
Dieses Buch ist damit ein „Muß“ für jeden Leser, der sich mit Marcuse und der Sozialphilosophie des 20. Jahrhunderts nicht nur in politisch schematisierter Form auseinandersetzen will.
- Veröffentlicht am Mittwoch 1. April 1998 von zu Klampen Verlag - zu Klampen & Johannes GbR
- ISBN: 9783924245719
- 299 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover