Unter der Hand des Lichts

Gedichte

von

Poesie ist kein Werkstattprodukt, sondern Verdolmetschung dessen, was Worte, außerhalb ihres Häftlingsdaseins im Sprach-Gebrauch, „selbst“ enthalten. Der Dichter fungiert als Hebamme einer Gültigkeit jenseits genormter Beschränkung auf Empirie. Er schreibt, was nicht vorkommt, aber der Hoffnung nach, die nicht schreiben kann, nottut. Er stellt also dem, das von selbst gilt, Reichweite in die Tiefenschicht zur Verfügung, die auf „Prosaisches“, weil ihr nicht ebenbürtig, nicht anspricht.

Dass das so selten gelingt und so häufig Banales oder Absurdes dabei herauskommt, liegt nicht am Schein-Belang der poetischen Botschaft, sondern am Defizit des Poeten, „er“ sein zu wollen, nicht „Schwamm“ des Vernommenen, sprachlich eigentlich Unaussprechlichen. Selbst ein Jahrhundertpoet genügt diesem Musteranspruch nur ausnahmsweise, und glückt es ihm, imitiert er fortan – meist erfolglos – den einen Glücksfall. Schaden entsteht daraus nicht, denn die zehn oder zwanzig „Selbst-Wortgedichte“ pro Sprachraum bestätigen, jedes auf seine, nur einmal mögliche Art, Hölderlins missverstandenen Satz „Was bleibet…, stiften die Dichter.“: das, was zu jeder Zeit gilt, weil es Zeit, als vermummten Defekt, erst erträglich macht.