Unter Schluchten

von

Er ist ein junger, kaltblütiger Serienkiller. Und er ist krank. Das schonungslose Werk des Schriftstellers Andreas Thamm richtet das Brennglas auf die Abgründe einer ebenso fahrigen wie beliebig mordenden Existenz. Ihr Name: Joseph. Auf Abwegen führt ihn sein Pickup weit hinaus, weit weg von der Heimat, von seiner Mutter, vom Schrott, weit hinein ins Land. Unterwegs: Ein verschrobener neuer Freund, der Letzte einer gescheiterten Adelsdynastie mit kruder Geschichte. Zwischendrin: Eine Gruppe europäischer Hillbillys mit einer Vorliebe für Unfalltode, ein von prophetischen Eingebungen geleitetes Kind. Zuletzt: Joseph läuft in den Hafen ein – ein Aufblitzen – um ihn bald darauf wieder gen Ferne zu verlassen.
Thamm entwirft eine tiefschwarze Coming of Age-Sequenz. Das ist kein Wohlfühlroman, das ist nichts für schwache Nerven. Die Story treibt uns den Ekel roh ins Gesicht, wir warten auf ein Ende, wir warten auf Josephs Tod, auf Genugtuung. Sicherheit, die aufgrund der fortschreitenden Krankheit oft so greifbar scheint.
Wir werden enttäuscht, kein Appell, keine Rüge, keine Konsequenzen. „Unter Schluchten“ ist die skrupellose Irrfahrt eines heranwachsenden Soziopathen, spannend und vielschichtig.