Vagheit

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Wenn 100 000 Körner ein Haufen sind und ein Korn niemals einen Unterschied macht, dann muss auch ein einzelnes Korn ein Haufen sein, und das erscheint absurd. Sorites Paradoxien wie diese sind möglich, weil Ausdrücke wie ‚Haufen‘ vage sind: es gibt Objekte, auf die sie weder eindeutig zutreffen noch eindeutig nicht zutreffen. Unser Interesse am Thema Vagheit erschöpft sich jedoch nicht in der AuseinanderSetzung mit alltagsfernen Paradoxien. Vielmehr sind viele – wenn nicht die meisten – unserer Ausdrücke im Alltag und den Wissenschaften vage. Wenn wir sie adäquat verstehen wollen, müssen wir verstehen, was Vagheit ist. Handelt es sich dabei um ein semantisches, ein epistemisches oder gar ein ontologisches Phänomen? Welcher Logik folgen vage Ausdrücke? Wie sieht die Semantik vager Ausdrücke aus?

Sorites Paradoxien sind faszinierend, weil sie keine einfache Lösung haben. Vagheit ist faszinierend, weil sie Sorites Paradoxien überhaupt erst ermöglicht.

Die 15 in diesem Band versammelten Beiträge beleuchten das Phänomen Vagheit aus der Perspektive der Philosophie und der Logik. Sie suchen Antworten auf die oben gestellten Fragen und greifen zudem Probleme auf, deren Lösung auch angrenzende Gebiete wie die Linguistik, die Psychologie oder die anwendungsorientierte Informatik beschäftigt.